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Sorgen und Nöte eines Buchautors

Es ist noch nicht lange her, da erblickte mein Baby das Licht der Bücherwelt. Eine leichte Geburt war es nicht. Die Zeit des Suchens nach einem Verlag, der aus geordneten und niedergeschriebenen Gedanken etwas Haptisches werden lässt – sie war mühsam. Desinteresse blies mir wie ein kühler Wind ins Gesicht und holte mich nach der freudvollen Zeit der Schwangerschaft zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich selbst den Beweis für die Thesen meines Buches liefern werde: Im Big Business steht die Qualität eines Produktes hinten an. Das Herzblut, das man hineingesteckt hat – ein überflüssiges Opfer. Die Vermarktung zählt, vor allem.


Mein Baby wollte niemand haben. Es passte nicht ins Portfolio. Es war kein Krimi, es floss kein Blut, man durfte keine Bettszenen miterleben, keine Küsse – nirgendwo, und gleich gar nicht war es ein Reisebericht, keine Radrundreise um die Welt, die bei den gebannten Lesern Muskelkater und wundgescheuerte Pobacken hinterlies. Aber immerhin, mit Elvis Presley! Oh, keine Biografie? Nein, es passt nicht ins Portfolio.


Die Geburt war unausweichlich. Sie geschieht, ob mit oder ohne professionelle Hilfe. Nun versucht das Frischgeborene seinen Platz zu finden. Kein leichtes Unterfangen, denn es ist eigen. Es will sich nicht in die rundgeschliffene Welt des Bücher-Mainstreams einordnen. Es hofft, frischen Wind in die angestaubten Regale zu bringen. Es hofft auf das erfreute Aufmerken von Lesern, die es entdecken auf ihrem Streifzug durch die Buchhandlungen. Von Lesern, die sich im Wald der Bücher verloren haben, deren Augen bei der Suche nach einem literarischen Lichtblick, nach Fantasie, nach Botschaften ermattet sind. So viele Bücher, doch irgendwie alles schon mal gelesen.


Noch hofft es, entdeckt zu werden. Es ist jung.


Manchmal muss ich es maßregeln. Es bildet sich etwas zuviel auf seine Exotik ein. Mein Baby wird lernen müssen, dass es nicht immer freudvoll ist, anders zu sein, aus der Bücherherde hervorzuragen. Sehr schnell kann es ins Abseits geraten, missverstanden, ausgegrenzt und verspottet werden vom Mob der seichten Literatur. Auch Bücher neigen zu Rassismus, sie sind uns Menschen nicht unähnlich.


Ich werde ihm nicht mehr lange helfen können. Bald muss es auf eigenen Beinen stehen. Manchmal mache ich mir Vorwürfe, dass ich es nicht rundgeschliffen habe, runtergebrochen auf das, was die Masse der Leser gewohnt ist. Doch es wäre mir zuwider gewesen, dem Gewohnten zu opfern, ihm mein Buch in den Rachen zu schmeißen. Gewöhnung ist der erste Schritt zum Stillstand und Stillstand ist das Aufgeben unserer Zukunft. Wir müssen uns wieder bewegen. Ihr wisst nicht in welche Richtung? Ihr kennt das Terrain nicht? Nehmt mein Buch zur Hand. Es ist eine Landkarte, gezeichnet mit Worten.


Ich wünsche meinem Baby eine glückliche Zukunft.






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